Indien ist so vielseitig und bunt wie kaum ein anderes Land: ein Rausch für die Sinne, exotisch und voller Überraschungen und Kontraste. Dies spiegelt sich auch in den vielen Produkten wieder, die wir von dort importieren. In „normalen“ Zeiten sind wir mindestens einmal jährlich selbst vor Ort, um neue Möbel, Textilien und Schmuck für Guru-Shop auszusuchen. Dabei besuchen wir unsere Geschäftspartner – kleine Firmen in Delhi, Jaipur und anderen Städten in Rajasthan. Auf unseren Reisen versuchen wir auch immer, etwas Zeit in Pushkar zu verbringen.
Nach den hektischen Großstädten ist der beschauliche Ort am Rande der Thar-Wüste der perfekte Platz, um es etwas entspannter angehen zu lassen. Er liegt an einem See und ist von schönen Hügeln umgeben, doch der eigentliche Reiz liegt in der mystischen Atmosphäre. Pushkar gilt als einer der heiligsten Orte und wird von Gläubigen aus dem ganzen Land besucht. Täglich kommen Pilger an, um ein reinigendes Bad im See zu nehmen und dem einzigen Brahma-Tempel Indiens einen Besuch abzustatten. Die religiösen Rituale, die Tempel und der allgegenwärtige Duft von Räucherstäbchen sorgen für ein spirituelles Flair, welches die Stadt auch zum Lieblingsziel für Traveller aus aller Welt macht. In den verwinkelten Gassen gibt es unzählige Cafes, Läden und Dachrestaurants, die zum entspannten Verweilen einladen.
Der Ort ist der in der indischen Mythologie eng mit Brahma, dem Schöpfer des Universums, verbunden. Der Legende nach geriet der Gott mit einem Dämon in Streit und tötete ihn mit einem Lotus. An der Stelle, wo die Blütenblätter zu Erde fielen, bildete sich der See, an dessen Ufer Pushkar entstand.
Das religiöse Leben spielt sich an den Ghats, in den Tempeln und auf der Strasse ab. Und irgendwo findet immer eine Prozession oder Zeremonie statt. Diese hier gilt Hanuman, dem Gott in Affengestalt. In der indischen Mythologie werden ihm magische Kräfte nachgesagt, dank derer er schnell wie der Wind durch die Lüfte fliegen kann.
Heilig sind auch die Kühe, die fast überall frei herumlaufen – manchmal mit Blumen und Girlanden geschmückt. Die Tiere zu schlachten oder ihnen sonst wie zu schaden, ist streng verboten. In Pushkar lebt man vegetarisch – und strikt alkoholfrei. Die Milch wird indes gern verwendet, vor allem für Chai und Lassi.
Lassi gibt es überall und in vielen Varianten. Das erfrischende Getränk wird aus Joghurt und Wasser hergestellt und je nach Geschmack dann noch mit Zucker, Salz oder auch Fruchtpüree gemischt. Eine spezielle Variante ist Bhang-Lassi, bei dem noch Cannabisblüten und -blätter hinzugefügt werden. Der berauschende Trank wird von den Hindus traditionell an Holi und Shivaratri getrunken. Das in vielen Cafes in Pushkar erhältliche Bhang-Lassi ist vor allem bei Hippies und Travellern aus aller Welt beliebt.
Besonders voll ist es in den Tagen vor dem November-Vollmond: Zum Kartik Purnima wird zeitgleich das Hochzeitsfest des Weltenschöpfers Brahma begangen, während vor den Toren der Stadt der weltweit größte Kamelmarkt stattfindet. Die Pushkar Mela ist ein farbenfrohes Spektakel, zu dem nicht nur Kamel- und Viehhändler anreisen, sondern auch Bettler, Musikanten, Tänzer, Schausteller, Schlangenbeschwörer, Sadhus und Yogis. Wenngleich das Ereignis in den letzten Jahren etwas von seinem ursprünglichen Charme verloren hat, ist es immer noch ein tolles Erlebnis.
Die Arbeit darf natürlich nicht zu kurz kommen: einen Großteil der Zeit verbringen wir bei „unseren“ Händlern und Herstellern. Hier sucht Tanja die Stoffe für die neuen Röcke aus. Bei der riesigen Auswahl an Farben und Mustern gar nicht so leicht…
Viele unserer Lieferanten sind Familienbetriebe, bei denen wir schon sehr lange einkaufen. Die junge Frau, die hier mit uns verhandelt, kennen wir noch aus der Zeit, als sie ein Baby war.
Noch vor einigen Jahren wurden die Geschäfte fast immer von Männern geführt. Umso erfreulicher, dass wir es nun auch öfter mit Frauen zu tun haben.
Das Leben ist ein Basar und Handeln und Feilschen gehören dazu. Hier sucht Harald gerade Orientlaternen aus – wer die Wahl hat, hat die Qual!
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