In Indien begegnet man dem Elefantengott Ganesha auf Schritt und Tritt: der „Beseitiger aller Hindernisse“  und „Überbringer des Glücks“ gilt er als einer der beliebtesten Hindu-Götter. Auch als Maskottchen im Logo von Guru-Shop sorgt Ganesha seit über 20 Jahren für gutes Gelingen – der beste Grund, den freundlichen Gott hier einmal vorzustellen.

Kaum ein hinduistisches Ritual kommt ohne ihn aus: vor wichtigen Entscheidungen, Hochzeiten, Reisen und Geschäften wird Ganesha angerufen. Da er alle geistigen und materiellen Hindernisse aus dem Weg räumt, symbolisiert er einen guten Anfang und gutes Gelingen. Vor allem dann, wenn ein Übergang in eine neue Lebensphase ansteht, ist sein Beistand gefragt. So beginnt fast jede Puja in Indien mit einem Gebet an Ganesha.

Mit seinem klugen und gütigen Wesen zählt der Sohn von Shiva und Parvati in Indien zu dem populärsten Göttern und wird auch von Buddhisten und Jainas geliebt. Sicher hat dies auch mit seinen durchaus menschlichen Eigenschaften zu tun, denn Ganesh gilt als gemütlich, froh und ziemlich lustig. Viele Geschichten erzählen von den Streichen, die auf sein Konto gehen.

Vor allem aber ist der auch als Vinayaka oder Ganapathi bekannte Gott ein Patron der Weisheit, Wissenschaften und Künste. Zu seinem „Bereich“ zählen Musik, Tanz, Schrift und Poesie, aber auch alle Angelegenheiten, die mit dem Lehren und Lernen verbunden sind. Kein Wunder, dass jedes indische Kind gleich zu Beginn der Schulzeit eine Hymne an den Gott erlernt. Ganesha wird auch als Schutzherr von den Händlern verehrt: in fast jedem Laden in Indien findet sich irgendwo eine Statue oder ein kleiner Altar.

 

Die Geburt

Viele Geschichten gibt es zur Entstehung Ganeshas. Eine Legende erzählt, dass Parvati ihn in Abwesenheit Shivas erschuf, als dieser sich zur Meditation in den Himalaya zurückgezogen hatte. Eines Tages formte sie aus Lehm, Rosenblüten, Sandelholz und Kurkuma einen kleinen Jungen und erweckte ihn mit etwas Wasser aus dem heiligen Ganges zum Leben.

Als Shiva zurück nach Hause kam, bewachte die ihm unbekannte Gestalt den Eingang und verperrte den Weg. Shiva geriet darüber so in Zorn, dass er mit seinem Schwert kurzerhand den Kopf des Jungen abschlug. Nachdem er die entsetzte Parvati sah, wurde ihm schnell klar, dass er gerade den Sohn seiner Gemahlin getötet hatte. Sogleich versprach er, den fehlenden Kopf mit dem des nächsten Lebewesens zu ersetzen, welches am Haus vorbei käme. Dies war ein Elefant. Mit neuem Haupt frisch ins Leben zurückgeholt, war Ganesha fortan auch Shivas Sohn.

Ganeshas Gestalt

Große Ohren, durchdringende Augen, Rüssel, Stoßzahn und ein kugelförmiger Bauch – so wird Ganesha meist dargestellt. Jedes dieser körperlichen Merkmale hat auch eine symbolische Bedeutung. So stehen die großen Ohren für die Weisheit, die durchs (Zu)-Hören erworben wird. Der stechende Blick zeugt von Intelligenz und scharfem Verstand. Mit ihm können große Zusammenhänge wie auch kleinste Details klar erkannt werden.

Der runde Bauch verkörpert das ganze Universum, das Ganesh in sich trägt. Es steht für die Gesamtheit der Erfahrungen, welche er in sich aufnehmen kann – und auch für den Reichtum, der daraus resultiert. Und schiesslich ist da der Rüssel, der zugleich sensibel und stark ist, so dass sich mit ihm Blumen pflücken, aber auch Bäume ausreissen lassen.

Zwei Stoßzähne stellen im indischen Glauben die Gegensätze dar – zum Beispiel Freude und Leid, Heiß und Kalt, Licht und Schatten. Dass Ganesha nur einen ganzen Stoßzahn besitzt, zeigt, dass er diese Dualität transzendiert hat.

Leicht zu übersehen ist die kleine Maus, die den Gott begleitet. Sie steht für Egoismus und irdische Begierden – die Ursache allen Leidens. Durch seine Existenz im Dunkeln und Verborgenen symbolisiert das Tier ein Bewusstsein, das in Unwissenheit und Ignoranz verharrt. Für Ganesha ist die Maus jedoch ein Reittier, das er kontrolliert. So überwindet er die weltlichen Begierden und und wird zum Symbol für den vollendeten Menschen.

 

Ein Gott für überall

Ganesha begegnet einem in Indien überall – in Schreinen und Tempeln, Läden und Wohnungen, Bussen und Trucks. In fast jedem Hindu-Haushalt gibt es einen Altar, eine Statue oder wenigstens ein Bild des Gottes. Besonders farbig und fantasievoll sind die Postkarten und Poster, die in unzähligen Varianten existieren. Nirgendwo sonst ist die Götterwelt so bunt, grell und originell dargestellt wie auf diesen kleinen Kunstwerken. Beliebt sind auch Statuen aus Holz, Metall und Stein, wie sie auch bei uns im Shop zu finden sind.

Alljährlich um den Vollmond im August oder September wird Ganesh Chaturthi gefeiert – der Geburtstag des Gottes. Für zehn Tage ist Ganesha dann in den Schreinen, Tempeln und auch zu Hause bei den Leuten zu Gast. In Mumbai und Pune finden besonders große Feierlichkeiten statt, auf denen eine bunte Volksfeststimmung herrscht. Das Spektakel endet mit einer Prozession, bei der die mitgebrachten Ganesha-Figuren zum Fluss oder Meer getragen und dann versenkt werden.

Wer einmal einen echten Ganesha-Tempel besuchen will, muss nicht unbedingt nach Indien reisen, sondern nur etwas Geduld üben. In der Hasenheide – gar nicht weit von unserem Kreuzberger Laden – entsteht Europas zweitgrößter Hindu-Tempel. Die Eröffnung war ursprünglich für 2010 vorgesehen, wurde seitdem jedoch immer wieder verschoben. Aktuell ist sie für diesen Herbst geplant – wie so manches in Berlin dauert es eben oft ein bisschen länger …

 

Ganesha im Guru-Shop

Immer wieder faszinierend und überraschend: die Begeisterung für Indien hat Harald Höppner nicht mehr losgelassen, seitdem er in den neunziger Jahren das erste mal durchs Land gereist ist. Irgendwann dabei entstand die Idee, etwas von dieser bunten und exotischen Welt zurück nach Hause zu bringen und in einem eigenen Laden anzubieten. Gesagt, getan: 1994 eröffnete der erste Guru-Shop in Berlin-Mitte seine Pforten. Die Aufbruchstimmung und Spontanität dieser Zeit zeigte sich auch im Laden: es wurde viel improvisiert und das Sortiment war bunt, aber überschaubar. Als es um die Gestaltung eines Logos ging, musste Harald nicht lang überlegen: Ganesha sollte dabei sein. Der fröhliche Gott war nicht nur der Schutzheilige der Händler, sondern passte mit seiner aussergewöhnlichen Erscheinung einfach perfekt zum Shop. Eine gute Entscheidung, wie sich mit den Jahren zeigte…..

 

Bilder:
Thejas Panarkandy / Attribution 2.0 Generic (CC BY 2.0)